Auch wenn Ministerpräsident Winfried Kretschmann nicht müde wird zu betonen, dass es beim geplanten Nationalpark um gerade einmal 0,7 Prozent der Waldfläche Baden-Württembergs gehe, so entscheiden eben jene 0,7 Prozent – im positiven wie auch im negativen – über das Leben vieler tausend Menschen in der Region:
Über ihre berufliche Zukunft (Holzwirtschaft und Tourismus), ihren zukünftigen Naturgenuss (bleibt das Wegenetz für Wanderer und Mountainbiker erhalten?), und ihre Lebensqualität (wie werden die Anliegergemeinden mit dem Verkehrs-Plus und der steigenden Lärmbelästigung für ihre Bürger umgehen?
Die CDU Bühlertal ist sich der Tragweite der Entscheidung Pro- oder Contra Nationalpark bewusst und lud zusammen mit CDU-Landtagsabgeordneten Tobias Wald zur Podiumsdiskussion, bei der Bürger mit Experten aus Politik, Holzwirtschaft und Tourismus diskutieren konnten und mit ihren Sorgen und Befürchtungen auf offene Ohren stießen. Das Angebot kam bei den Bühlertälern gut an: Von „Was kostet’s?“ über „Was wird aus der L83, wenn der Nationalpark kommt? Müssen wird dann noch mehr Lärm ertragen?“ bis: „Was wird aus dem bestehenden Naturpark Schwarzwald? Wird der dann zugunsten des Nationalparks aufgelöst?“ reichten die Fragen der engagierten Bürgerinnen und Bürger und Moderator Peter Hauk, Vorsitzender der CDU-Fraktion im Landtag, bemühte sich zusammen mit den Fachleuten auf dem Podium, diese zu beantworten. „Die CDU will den Bürgern fundierte Informationen zum Nationalpark geben“, erklärte Tobias Wald, „und damit zur Versachlichung der Diskussion beitragen.“ Das Thema beschäftige ihn seit zwei Jahren, so Wald, und er habe in dieser Zeit mit vielen Betroffenen – Gegnern und Befürwortern – Gespräche geführt. „Mein Ziel war es immer, dem Bürgerwillen zu folgen und deshalb habe ich eine Festlegung bis heute abgelehnt“, erklärte der Landtagsabgeordnete. Jetzt sei es an der Zeit, das vorhandene Gutachten auszuwerten. „Es enthält viele gute Punkte, lässt aber auch Fragen offen – und diese gilt es zu klären“, so Wald. Wenn nicht alle Karten auf dem Tisch lägen und die Kosten geklärt seien, gäbe es später nur enttäuschte Bürger. Dem stimmt Peter Hauk zu. Er betonte gleich zu Anfang die Position der CDU zum Nationalpark und sagte: „Wir stehen dem Nationalpark offen gegenüber – wenn es auch der Bürgerwille ist.“ So ein Projekt könne nur gelingen, wenn „die Menschen dahinter stehen. Sie müssen es mit Leben füllen!“ Das störe ihn an der Politik der grünen Landesregierung, so Hauk. Er könne es nicht akzeptieren, dass man in Stuttgart verkünde: „Wir werden das Gesetz durchsetzen“ – egal wie die Mehrheit der Bürger dazu stehe. So etwas käme für die CDU nicht in Frage.
Er wünsche sich vielmehr völlige Transparenz: bei den Kosten, beim Tourismuskonzept, sowie ein klares Signal an die Eigentümer, dass man sie für Borkenkäferschäden entschädigen werde. Hauk: „Wir kaufen nicht die Katze im Sack!“
Stefan Schmid, Geschäftsführer eines Säge- und Hobelwerks, stieß als Vertreter der Holz-Industrie im Schwarzwald ins selbe Horn: „Das Angebot der Landesregierung an die Holzbetriebe ist noch völlig undefiniert. Was ist z.B. in 30 Jahren? Was wird aus dem Borkenkäfer? Wollen Sie blaues Holz, das der Schädling befallen hat, für ihren Dachstuhl?“, machte er seinen Befürchtungen Luft.
Anders sah es Meinrad Schmiederer, Hotelier aus Bad Peterstal-Griesbach. Er meinte: „Wir brauchen eine Attraktion für den nördlichen Schwarzwald.“ Schmiederers Idee: Ein Tierreservat von mindestens 1000 Quadratmetern mit ausgefallenen Großtieren, das auch mit dem Auto befahrbar ist. Andreas Braun, oberster Tourismus-Chef des Landes, warb für seine Idee eines Museums, das die Wirtschafts- und Siedlungsgeschichte des Schwarzwaldes zeige. Möglich seien auch Rancher-Touren mit der ganzen Familie in die Wildnis.
Bei der abschließenden Diskussion wurde deutlich, dass es keinen Sinn macht, Tourismus und Holzwirtschaft gegeneinander auszuspielen. Wichtig sei vielmehr, nach der besten Lösung für die Region und die Menschen zu suchen, darin waren sich alle Beteiligten einig. „Die offenen Fragen sind lösbar“, zog CDU-Fraktionschef Peter Hauk ein Fazit des Abends, „aber es braucht Signale dafür!“