Zur Entscheidung für die Beibehaltung des Hauptschulstandortes Bühlertal
Die Diskussionen um die neue Form der Werkrealschule bzw. um die Beibehaltung des Hauptschulstandortes Bühlertal hat viele Fragen und Emotionen hervorgerufen. Dies war für CDU-Gemeinderätin Frau Ilse Neurath-Braun Anlass, eine ergänzende persönliche Stellungnahme in der öffentlichen Gemeinderatssitzung abzugeben.
Sehr geehrter Herr Bürgermeister Braun,
sehr verehrte Damen und Herren,
ich stehe voll und ganz hinter unserer Stellungnahme der CDU, welche unser Fraktionsvorsitzender Herr Blum vorgetragen hat. Dennoch seien mir die nachfolgenden Äusserungen erlaubt.
Heute sollen bzw. müssen wir eine grundlegende Entscheidung treffen, eine Entscheidung, die unseren Schulstandort Bühlertal betrifft. Selten ist mir in den 15 Jahren Gemeinderatstätigkeit eine Entscheidung so schwer gefallen. Selten hat so eine Änderung in unserer Schullandschaft soviel Emotionen freigesetzt, in alle Richtungen.
Mir hat sich die Frage gestellt, warum müssen wir uns eigentlich einer Änderung unseres bestehenden Hauptschulkonzeptes stellen? Die Regierung in Stuttgart folgte dem Druck von Wirtschaft, Handwerk, Rektoren, Lehrern und auch den Eltern. Jedes Jahr, fast immer zur selben Zeit - meist dann wenn die Suche nach guten Auszubildenden und die Zeit der Bewerbungen ist, lesen wir in der Presse, wie schlecht unsere Hauptschüler ausgebildet sind, dass sich nicht richtig schreiben und rechnen können. Dabei werden alle Hauptschüler über einen Kamm gezogen. Durch solche Berichte werden Eltern verunsichert, Schüler entmutigt. Da wundert es doch einen nicht, dass die Eltern alles daran setzen, dass ihre Kinder in der 4. Klasse die entsprechende Grundschulempfehlung bekommen - oft schon Nachhilfeunterricht in der 2. Klasse. In der 4. und entscheidenden Klasse wird oft um jede Kommanote gefeilscht.
All diese Begebenheiten haben mich in den letzten Monaten beschäftigt. Ich war bei vielen Vortragsabenden, in Foren zum Thema Werkrealschule, besuchte Gemeinderatssitzungen in anderen Gemeinden, habe viele Gespräche mit Eltern, Verantwortlichen bis hin nach Stuttgart geführt, um Antworten auf die sich mir stellenden Fragen zu bekommen. Ich habe in über 15 Jahren Tätigkeit als Elternbeirätin - übrigens bis zum heutigen Tag - gelernt mich auch neuen Konzepten zu stellen, sich mit ihnen neutral zu befassen, das Für und Wider zu erarbeiten und nicht von vorneherein abzulehnen. Da stehe ich dazu, auch wenn es mir oft negativ angelastet wird.
Ich persönlich habe mich dazu entschlossen ja zu sagen zu dem Erhalt der Hauptschule hier in Bühlertal, auch wenn ich der Meinung bin, dass die Einführung der Werkrealschule die einzigste Chance sein wird, diese Schule für die nächsten Jahren hier im Ort zu sichern. Ich habe allerdings auch wahrgenommen, dass die Zeit dafür noch nicht reif ist und die Akzeptanz fehlt. Es wird noch Zeit benötigt, auf offene Fragen Antworten zu bekommen und das Konzept fortzuschreiben.
Genauso bin ich mir aber sicher, dass wir uns früher oder später immer wieder hier an diesem Ratstisch mit dieser Schulform auseinandersetzen werden müssen, denn die kleinen Hauptschulen sind von oben her nicht mehr gewollt, und die weg brechenden Schülerzahlen sprechen auch dafür. Spätestens, in gut zwei Jahren, wenn die ersten Schüler sich in der 7. Klasse für eine Profilrichtung entscheiden müssen, wird für eine Hauptschule eine schwierige Phase kommen. Ich kann mir nur schlecht vorstellen, das Schüler zwei Jahre ein Profilrichtung durchziehen, die sie gar nicht interessieren, nur weil die Mehrheit sich dafür entschieden hat. Diese Schüler werden sich dann eine Werkrealschule suchen, die das gewünschte Profil anbietet.
Die Diskussionen haben hoffentlich allen Verantwortlichen bis hin zu den Rektoren aufgezeigt, dass wir in den Schulen wie in den Kindergärten bei dem Thema Marketing angekommen sind. Wir müssen uns, egal wie wir uns heute entscheiden, mit zusätzlichen Angeboten, auch in unseren Grundschulen und unserer Realschule, auseinandersetzen. Seit Jahren fordere ich dazu auf - viele zusätzliche, freiwillige Angebote haben wir Mittlerweile eingeführt - es reicht aber nicht aus.
Vor ein paar Monaten in der Schulausschusssitzung, als ich das Thema Mittagstisch - wenigstens für die Tagen mit Nachmittagsunterricht probehalber den Bedarf zu ermitteln - wiederholt ansprach, wurde dies mit zwei, drei Sätzen vom Tisch gefegt: um dies langfristig anbieten zu können, benötigen wir Geld, Geld das wir nicht haben. Meinem Vorschlag, es mal auf ehrenamtlicher Schiene und mit den älteren Schülern zu versuchen, wurde keine Chance gegeben.
Vielleicht haben ja die Diskussionen um die Einführung der neuen Werkrealschule dazu geführt, die Hauptschule wieder in ein positives Licht zu rücken und mehr Schüler zu bewegen, diesen Weg zu gehen. Vielleicht hat es auch dazu geführt, dass die Verantwortlichen sich auch mehr mit der Hauptschule befassen und für mehr Angebote in diesem Schulbereich sorgen werden. Drücken wir uns alle die Daumen, denn es geht hier um unsere Kinder und damit auch um unsere Familien hier am Ort.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.